Verwirrendes Halbwissen über Eheringe
Wisst ihr, aus welchen Edelmetallen Eheringe hergestellt werden können?
Mittlerweile aus vielen! Einige davon sind jedoch nicht empfehlenswert.
Natürlich seid ihr in voller Freude und mitten in den Vorbereitungen für eure Hochzeit. Es gibt einiges zu Organisieren und dann ist der Moment gekommen, über Eheringe nachzudenken. Die Freude kann einem dann ziemlich vergehen, wenn schon wieder, diesmal für eure Eheringe, Entscheidungen getroffen werden müssen. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Viele Fragen kommen auf: „Welche Art von Eheringen möchten wir tragen, oder aus welchem Edelmetall sollten unsere Eheringe sein? Was ist gut und was sollten wir vermeiden?“ Gerne möchte ich euch in diesem Blogpost ein wenig die Unsicherheit nehmen, damit ihr mit gutem Gewissen eine Entscheidung fürs Leben treffen könnt.
Beginnen wir mit den Edelmetallen, die sich bestens für Eheringe eignen.
Eheringe aus Gold – der zeitlose Klassiker
Gerne würde ich es euch so einfach wie möglich erklären. Beginnen wir mit dem zeitlosen Klassiker: Eheringe aus Gold. Die Wahl von Gold für Eheringe gibt es seit Ewigkeiten, und aus verschiedenen Gründen ist und bleibt es Jahr für Jahr das meist gewählte Edelmetall für Eheringe. Wenn wir in die Vergangenheit schauen, gibt es einige Aussagen, die mit dem emotionalen Wert von goldenen Eheringen verbunden sind. Gold symbolisiert Liebe. Gold wird schon immer als einer der wertvollsten Rohstoffe der Erde bezeichnet. Bereits 4000 Jahre vor Christus war Gold der beliebteste Rohstoff der Ägypter, um sich zu schmücken. Außerdem kennt jeder die Assoziation eines goldenen Ringes am Ringfinger.
Warum kann ein Ehering aus Gold eine andere Farbe als Gelb bekommen?
Pures Gold mit seiner schönen warmgelben Farbe wird nur manchmal für Eheringe gewählt, und der Grund dafür ist, dass pures Gold weich wie „Butter“ ist… na ja, nicht ganz so weich. Aber je weicher das Edelmetall für eure Eheringe ist, desto schneller bekommen eure Eheringe Macken, und im Laufe der Jahre wird es auch Verschleiß geben, wodurch eure Eheringe dünner werden. Auch gefährdet es die eingefassten Diamanten in einem Ehering. Ein weiches Edelmetall kann einen Diamanten weniger gut schützen, und es besteht die Gefahr, dass der Diamant verloren geht. Pures Gold für Eheringe empfehle ich als Goldschmied nur für Hochzeitspaare, wenn Reinheit, Hochwertigkeit und der magische Glanz von purem Gold, Eigenschaften sind, die ihr liebend gern für eure Eheringe auswählen möchtet. Hierfür verwende ich dann bestimmte Techniken beim Schmieden, um spezielle Eigenschaften von purem Gold hervorzuheben.
Wie bekommt Gold eine andere Farbe?
Da wir jetzt wissen, dass pures Gold ein weiches Edelmetall ist, benötigen wir eine Lösung, um es härter zu machen. Dies geschieht durch das Beimischen anderer Metalle oder Edelmetalle. Durch die Beimischung anderer Edelmetalle und/oder Metalle in bestimmten Verhältnissen, können wir die Eigenschaften beeinflussen und zu unserem Vorteil verändern. Der Hauptgrund ist und bleibt: Wie können wir Gold härter machen? Diese Beimischung nennt man Legieren, und die verschiedenen Metalle werden dann unter hoher Hitze zusammen geschmolzen. Im flüssigen Zustand werden diese Metalle sich vermischen, und wie bei einem Kunstmaler mit seiner Farbpalette, entsteht eine neue Farbe. So ist es auch bei Metallen, die jeweils ihre eigenen Eigenschaften und Farben besitzen.
In welchen Metall-/Edelmetallverhältnissen können Gold-Legierungen bestehen?
Fangen wir an mit reinem Gold: Hier wird nichts beigemischt, es ist also 100% pur. Da man nie zu 100% sicher ist, ob es „rein“ ist, schreibt man bei purem Gold 99,9 oder 999,9 hin. Das bedeutet, dass die Metall-/Edelmetallverhältnisse in Prozent angegeben werden. Was bedeutet „Karat“ bei Gold? Karat ist eine Qualitätsbezeichnung, nicht zu verwechseln mit dem Karatgewicht von Edelsteinen. Für das Wiegen von Edelsteinen stammt das Wort Karat vom Samenkorn des Johannisbrotbaumes. Diese Samenkörner haben ein sehr konstantes Gewicht von 0,2 Gramm. So brauchte man in der Antike nur zu zählen, wie viele Johannisbrotsamen einen Diamanten auf der Waage in der Balance hielten. 1 Samenkorn entspricht 1 Karat und hat ein Gewicht von 0,2 Gramm. Bei Gold handelt es sich bei der Bezeichnung Karat um ein Qualitätsmerkmal. Es wurde festgelegt, dass reines Gold 99,9% auch als 24 Karat angegeben werden kann. Daher kann es verwirrend sein, da der Goldgehalt manchmal in Prozent und manchmal in Karat angegeben wird. Aber jetzt wisst ihr, dass es sich um dasselbe handelt.
Die meist verwendete Gold Legierungen sind:
Pures Gold | Legierung 1 | Legierung 2 | Legierung 3 |
24 Karat | 18 Karat | 14 Karat | 9 Karat |
999,9 | 750 | 585 | 333 |
99,9% pures Gold | 75% pures Gold | 58,5% pures Gold | 33,3% pures Gold |
0,1% anderes | 25% anderes | 41,5% anderes | 66,7% anderes |
Welche Metalle und Edelmetalle werden mit purem Gold legiert?
Die Idee war, Gold für die Schmuckbranche härter und dadurch langlebiger für den Träger zu machen, aber wie bleibt trotzdem die traditionelle Farbe vom purem Gold erhalten? Wenn wir an die Farbpalette eines Malers denken, benötigen wir als Hauptfarbe gelb (das reine Gold), und wenn wir etwas weiß und rot beimischen, kann es sein, dass diese beiden beigemischten Farben trotzdem der Hauptfarbe Gelb ähnlich bleibt. So kamen die Alchemisten auf die Idee, Silber (weiß) und Kupfer (rot) beizumischen.
Beginnen wir mit einer halb-halb-Mischung. Bei 750 Gold werden 12,5% Silber und 12,5% Kupfer beigemischt. Dies ist ein Verhältnis, welches bis heute noch immer gerne verwendet wird. Im Vergleich mit purem Gold ist diese 750 Legierung ungefähr 4 mal härter geworden.
Diese 25% in einer 750 Goldlegierung ist auch die künstlerische Spielwiese, um die Farbe des legierten Endprodukts zu beeinflussen. Je mehr Silber und weniger Kupfer genommen wird, desto heller wird die Legierung, weil mehr weiß hinzugegeben wird. Andersherum, wenn der Kupferanteil erhöht wird, wird die Farbe rötlicher. Deswegen gibt es Rotgold, Roségold. Es gibt sogar Haselnussgold. So wurde dieses Produkt von der Marketingabteilung einer Firma genannt. Jede Firma hat so ihre eigenen speziellen Legierungen entwickelt und dazu passende Namen gegeben. Das Einzige, was für alle gleich ist, ist, dass der Anteil an reinem Gold (750, 585, 333) stimmen muss. Die Beimischung ist frei wählbar. Früher gab es sogar Grüngold, und nein, dies hat gar nichts mit Nachhaltigkeit, der Natur oder Gesundheit zu tun. Sogar das Gegenteil. Für Grüngold wurden drei Metalle beigemischt: Silber, Kupfer und Cadmium. Dadurch erhielt die Farbe erstaunlicherweise einen grünen Glanz. Aber Cadmium ist ein sehr giftiges Metall, und diese Variante wurde zum Glück verboten.
Wie kann eine Gold-Legierung überhaupt weiß werden?
Trauringe aus Weißgold – Eleganz und Edel
Aufgepasst! Es gibt zwei Variationen: mit Nickel oder mit Palladium. Für Gelb-, Apricot- oder Rotgold werden Silber und Kupfer in unterschiedlichen Verhältnissen beigemischt. Für Weißgold wird jedoch das Kupfer herausgenommen. Dadurch bleibt nur noch Silber übrig. Aber Silber ist wie Gold ein sehr weiches Edelmetall. Dadurch erhalten wir nicht den Vorteil, die Legierung härter zu machen. Also sollte noch etwas anderes hinein. Jahrelang wurde neben Silber, Nickel (anstatt Kupfer) beigemischt, um Weißgold herzustellen. Diese Weißgoldlegierung hat jedoch noch einen leicht gelblichen Glanz. Es hat sich herausgestellt, dass viele Menschen auf Nickel allergisch reagieren. Die allergische Reaktion zeigt sich durch Rötung der Haut unter dem Ehering und sogar Juckreiz. Um sicherzustellen, dass Menschen nicht mehr allergisch reagieren auf Nickel-Weißgold, wurden diese Eheringe, Verlobungsringe und alle anderen Schmuckstücke hauchdünn mit dem Metall Rhodium beschichtet. Diese dünne Rhodiumschicht auf einem Ehering reibt sich nach einer Weile stellenweise ab, und dadurch entstehen gelblich schimmernde Flecken auf den Eheringen. Hier kommt das Nickel-Weißgold wieder zum Vorschein. Ich, als Goldschmied, verwende nie Nickel-Weißgold, und Eheringe werde ich auch nie mit Rhodium beschichten. Für mich ist das überhaupt ein No-Go! In Deutschland ist es nicht mehr üblich, Nickel-Weißgold herzustellen. In anderen Ländern werden Nickel-Weißgold-Eheringe noch massenweise hergestellt und danach rhodiniert und in Deutschland auf den Markt gebracht. Nickel-Weißgold ist die „billige“ Variante. Seid also vorsichtig, wenn ihr im Internet Weißgold-Eheringe kaufen möchtet!
Die Weißgoldlegierung, die ich für Eheringe verwende, ist die Mischung von Silber mit Palladium. Dies ist die edle Variante, weil hier drei wertvolle Edelmetalle, Gold, Silber und Palladium, miteinander legiert werden. Eine allergische Reaktion ist hierbei ausgeschlossen. In meiner 30-jährigen Laufbahn als Goldschmied, hat sich diese Legierung als sehr gut erwiesen. Palladium-Weißgold-Eheringe haben eine schöne hellgraue Farbe und eine sehr gute Härte.
So, jetzt kennt ihr die Varianten für Eheringe aus Gold. Neben Gold gibt es auch noch andere Edelmetalle, die für Eheringe verwendet werden können.
Eheringe aus Platin – Die exklusive Variante
Eheringe aus Platin sind eine exklusive Variante, weil die Legierung sehr rein gehalten werden kann. Platin ist ein hartes und sehr zähes Edelmetall. Für die 950er Platin Legierung wird nur 5% an Zusatzmetall beigemischt. Die Beimischung kann Wolfram, Gold oder Kupfer sein, je nach Hersteller. Mein persönlicher Favorit ist die Legierung mit 5% Kupferanteil. Wolfram ist mir viel zu hart und macht keinen Spaß, es zu bearbeiten. Eine 950er Platin Legierung mit 5% Gold ist sehr schön, aber sehr exklusiv und für Liebhaber gedacht. Farblich gibt es nur minimale Unterschiede im Vergleich zur 5% Kupferlegierung. Vor 30 Jahren gab es bereits die Platin-Kupferlegierung, und ich arbeite seitdem sehr gerne damit. Platin-Eheringe werden als exklusiv bezeichnet wegen ihrer Reinheit und ihres Preises. Früher war der Platinpreis höher als der Goldpreis. Der Preis ist in den letzten Jahren gesunken, aufgrund der geringeren Nachfrage in der Industrie. Trotzdem bleiben Platin-Eheringe hochwertig, was auf die hohen Energiekosten zurückzuführen ist, um diese Legierung herstellen zu können. Platin hat im Vergleich zu Gold auch eine viel höhere Dichte und ist daher um einiges schwerer.
Eheringe aus Palladium
Hier kann ich mich kurz fassen. Als leidenschaftlicher Goldschmied, gefällt mir die Bearbeitung von Palladium nicht, daher hab ich es aus meine Edelmetall Palette herausgenommen. Farblich ähnelt es sehr Weißgold.
Zum Schluss
So, jetzt kennt ihr ein bisschen die Hintergründe der meist gewählten Edelmetall Legierungen für Eheringe und warum sie sich am besten eignen. Natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten, aus denen Eheringe hergestellt werden können. Genau das macht die Entscheidung ja auch so schwierig. Es werden zum Beispiel Eheringe aus Titan, Carbon, Silber, Wolfram, Edelstahl, Tantal und Zirkonium angeboten. Warum diese Metalle/Edelmetalle nicht meine Favoriten sind, werde ich ein anderes Mal beschreiben.
Aus meinen gesammelten Erfahrungen bei der Anfertigung von Eheringen sind 10 Edelmetall Varianten übrig geblieben, die sich am besten für hochwertige Eheringe eignen. Nur so kann ich für jedes angefertigte Ehering-Paar auch eine lebenslange Garantie auf Brüche und Risse geben. Sowohl eure Ehe als auch eure Eheringe sollten ein Leben lang halten.
Deshalb lasst euch bei der Suche nach Eheringen nicht von der riesigen Auswahl an Metallen/Edelmetallen oder Trends für Eheringe verwirren. Bleibt beim Wesentlichen, denn hier wurde über viele Jahrzehnte in der Goldschmiedebranche experimentiert und herausgefunden, welche Legierungen sich am besten für Eheringe eignen.
Wenn euch die Zeit fehlt, ihr bei der Suche nach passenden Eheringen überwältigt seid oder keine Antworten auf eure Fragen findet, teilt es mir einfach per E-Mail mit, und ich schaue, wie ich euch dabei helfen kann!
Außerdem könnt ihr eine unverbindliche „Brainstorm“-Beratung mit mir im Atelier oder online durchführen. (Nur begrenzt möglich)
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diesen Beitrag zu lesen.
Liebe Grüße,
Bert
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Kontakt
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Brainstorming
An unserem Besprechungstermin kreieren wir euer Ehering-Design, probieren aus, welche Ringform zu euch passt und gut am Finger sitzt.
Abenteuer
Wenn wir uns einigen, wird jedes Eheringpaar durch mich persönlich angefertigt, oder durch euch selbst geschmiedet.